TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 210
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Paragraph: 29      Derhalben, inn Rabelistigem46 ernst von der sach zureden, von den guten Weiblin nicht steht zu argwonen47, daß sie an jhrer eigenen Leibsfrucht solten saumig werden, sintemal sie gleich so wol als der Mann an deren alle Ehr vnd freud begern zuerleben : dann wer hat je sein Fleisch gehaßt? Darumb secht jhr, wie sie die Kinder lehren betten, schicken sie zur Kirchen vnd Schulen, stecken jnen allerley weck, schleck, treck vnd Latwergen inn den Schulsack, verehren dem Schulmeister etwas daß er sie nicht streich, geben für, sie seien kranck, könen nicht zur Schulen kommen, geben jhnen zur straff eine Knipp mit dem Fingerhüt. Heysen sie das stülchen zum Dütten pringen, Becorallens, bemuschelens wie die Jacobsbrüder, behenckens wie S. Vrban mit Kutteruffen vnd die Würtzkrämer jhren Kram mit Nießwurtzsecklin : kauffen jhnen guldene Schühelin vnnd Peltzlin, kleiden sie fein pundlich auff den newen schlag, setzen Leuß inn Peltz, hencken jhnen Tölchlin an, lehren sie, dem48 Page: 125   Vatter, den sie sonst nicht kenten, Ette ruffen, das schmutzhändlin reichen, sich Elephantisch neygen, den rechten backen zuküssen bieten, auff den beinen hotzeln, also reuten die Bauren, bei den Oren auffheben vnd Rom zeigen, Mummelspilen, die lectz auffsagen, auß der Predig behalten, geben49 jnen heimlich gelt, schicken50 sie zu guten gespilen, zum dantz, lehren51 sie den gang wie der Krebs seine Jungen, Page of re-edition: 100  sammeln52 jnen ein Schatz, verwarn53 jnen jr verlassenschafft : da stellen sie jre zucht vmb den Tisch staffels weiß wie die Orgelpfeiffen, die kan der Vatter mit der Ruten pfeiffen machen wann er will, on blasbälg tretten : vnd da befleißt sich das Weib54, dz sie dise Costentzische Himlische Sackpfeiff oder pfeisen mit eim jungen Discantbläserlein, Vogelgeschrei vnd Pfeiffrörlein55 stäts ersetz, damit das Orgelwerck gantz bleib.

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