TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 218
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Paragraph: 37      Ja sie würd79 zu letzt gar in jhren Ehgejochten verwandelt, geht er auß zum Wein, so bleibt sie wie die Cölnische Weiber vnnd jhene vom zapfflosen Mann erschlagene Römerin beim zapffen daheim : vnd darff, wie des Plinij Fraw jrem Ehvogt, jrem schwatz vnd Schatzgenossen zu lieb studieren vnnd Doctoriren, seine Schrifften vnd Reimen außwendig lehrnen80, seine Gesang singen vnd springen, vnd auff dem Seitenspil klingen : sorgt nicht wie D. Ges.81 Ehkuppel, Page of re-edition: 105  daß jr das Nachtfüter dadurch abgang. Schickt sich gantz vnd gar nach jhres Ehgegatten geberden, wie der Wittebergisch Magister, der seines Preceptors Schlaffhaub auffsatzt, vnnd82 auff Page: 132   Philippisch ein wunderlich Schrifft kratzt. Ist jhr Ehwirt frölich, so frolockt sie, Gott sey gelobt, der Korb ist gemacht, sie kan mit jhm weinen, auch gleich wider lachen, nach dem man auff der Papirmül bald den zapffen fürstopfft : Sein einfach glück ist jhr zwifach, macht er ein par Stümpff, so macht sie vier par Röck : welchen jhr Haußherr schilt, den lobt sie gewißlich nicht, die Bauren möchtens sonst mercken : Fluchet er, so lechelt sie, ist der Saul vnwirs, zisch zisch Dauidlein, daß die83 Kinder nicht schreien, er schiset sonst ein Spiß nach jhnen : ist er truncken, so thädingt sie jhn ins Bett, raumt jhm Stül vnd Bänck auß dem Weg : Daß er dest bälder fall hinab die Steg : spart inn die Gesatzpredig, biß morgens : thut jhm dann das Häuptlin weh, so ist jr gleich allenthalb nicht wol, klagt er sich wenig, so fragt sie viel, klagt er sich viel, so fragt sie jn wenig, nötigt jhn auff die Federn, beredt jhn hinder den Vmhang, fast den harn84, schickt zum Doctor, pringt Schleyer her, daß sie jhm den Kopff wie ein daubenfellig Faß vmbbind vnd vmbwind, vmbreiff, vnd vmbschweiff, sie reicht jm auß jrer Reiffischen Haußapoteck, jhr selbs geprant Wasser, bereit Confect für den Schnupffen, Husten, Pfnissel, Raud, Grimmen, Weinwe, Durchlauff, Augen, Würm, Fieber, Prand, deckt den Gauch warm zu, daß die Gaucheyer nicht erfrieren, gewermt Kirsensteinsecklin vnd erhitzigten genetzten Ziegelstein im sack zun füssen, vmbwickelt den Wunden finger, hengt jn in die Schlingen, bei leib das kein Mertzenlufft darzu gang, den Nachtbeltz85 her, die Socken vnnd Solen her, wischt jm den schweiß ab, so kehrt er jhr die Flöh ab : fragt jn was jm schmackt86, vnd gibts87 jm nit, wehrt jm der Mucken, wann88 er hat Bremen, streicht jm die Füß, langt jhm Krucken, die Etschländische Page: 133   Hund, beruffet Jobs freund, die jhn auß dem Podagrammischen Trostbüchlein trotzlich trösten, vnd tröstlich trotzen : sie giesset jhm das Süpplin ein, schüttelt all augenblick die Pfulwen, sperret die Läden zu, verbawet den Lufft, macht ein Rouch, betast vnd schmiert den Puls, zeucht jn auß vnd an, greifft selbs zur Wunden, truckt das Geschwer, scheucht kein Page of re-edition: 106  Pestilentz, verbinds89 vnd salbts90 selbs : sein stinckender Athem von allen enden, riechet jr wie Encian, Specian Grüben dran, meinet alle Männer stincken vnter den Vchsen nach Martertreck, vnd zwischen den Baurenzehen nach Imberzehen, sein Hechelbart ist jr wie Wollen : hört jhn selbs beicht, holt den Pfaffen der den Wagen schmier, ehe er recht faren will : vnd will jn kurtzumb mit jhrer trewen pfleg dem Todt auß den Klawen reissen.

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