TITUS
Alexanderroman (Johann Hartlieb)
Part No. 60
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Chapter: 66a  
Paragraph: 61  
Darius' Bruder lobt Alexander

Line: 1588  
Wie Darius pruͦder czurnet, das er lobt Allexandrum den künig. LXI


Line: 1589     Da nun hortt der prueder Dary des großenn kunigs, daz Darius Alexandrum
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offt loben began vnd sein hoͮche manhaitt preyßenn, da sprach der selb
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sein prueder, der hyess mitt namen Onatrius: 'Ach wee vnd ach, lieber prueder
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vnd mächttiger kunigk Dary, was bedäwtt daz oder was maynst damitt, daz du
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Alexandrum lobst vnd hoch gäwdenst, der dier dann soleichen großen schaden
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hatt gethann. Wiee woͮl du pist sein czewg, daz er wol thuett, lieber herr vnd
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prueder, du machest dein heere verczagtt vnd foͮrchttig, daz sy in dem streytt
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vntugleich werden. Du soltt die deinen trosten vnd in guett hercz einstoßenn,
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so gewynnen sy manhaitt vnd mugen herttem stuerm widersteen. Aber wildt
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du nichtt anders thuen, so wiss, daz dein volck dier nichtt tugleich wierdt,
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wann wa der hawbtman verczagtt ist, da ist alles volck syglos. Was hatt sich
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dein mayestatt bedachtt? Du thuest geleich sam du im willigcleich vnd geren
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dein kchron aufgeben wellest vnd hast muett, als ob du dich an den kchriechenn
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nymmer rechen wellest. Wa ist dein mändleich hercz hinkomen vnd wo
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ist dein großer troͮst, den du vor czeitten den deinen gabest? Kere wider in
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gemuett vnd piss mändleich. Gedenck, wie Alexander dier so gar vngeleich ist
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an allenn dingen vnd thuett doch mandleich, wiewol nichtcz darhinder ist vnd
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gegen dier so klain ist, daz alles sein lanndt vnd lewtt gegen deiner machtt
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kchawm ain hanndt volle ist'. Da Onatrius, der prueder Dary, des kunigs in
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persya, dißew wortt volsprach, Darius der anttwuertt im vnd sprach: 'Lieber
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prueder, du wayst wol, daz nyemandt in seinen sachen weys ist, noch kain
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arczett in notten seinen geprechen gewennden mag. Darumb hab ich ratt
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gefragtt dich vnd annder hawbttlewtt, wie wier vnnser sach bestellen nach
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dem aller pestenn. Wann was mier geratten wierdt, dem wil ich geren volgen
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vnd wil alle arbaitt vnd ambt selb außrichtten, als dann Alexander thuett vnd
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wil gern volgen den sitten Alexandri. Sagtt mier, wie Alexander sein here vnd
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stattum halttett'. Da stuendt auf ain ander haubttman vnd sprach: 'Allergenadigister
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kunig, ich sag dier, daz Alexander in allen sachen vnuerdroßenn ist. Er
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lätt sich auch kain sach nichtt betrueben noch erschrecken, er thuett alle ding
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mändleich. Er mag auch leyden groͮße arbaitt vnd ist in allen dingen der erst
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vnd der leczst. Wiß auch, mochttiger kunig, daz er vnnder allenn seinenn
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rittern der kchuenest ist vnd der vnuerczagttest vnd thuett dann geleich nach
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leben artt, als er dann vnder dem leben geporen ist. Darumb hatt er leben
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gestaltt, machtt vnd krafft'. Da der Darius die wortt erhortt, er fragt den
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hawbttman, von wannen er west, wiee Alexanders thuen vnd lazzenn, form
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vnd gestaltt wär. Der hawbttman sprach zu kunig Dario: 'Da ich nach deinem
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geschafft vnd hayßen, allermächttigister kunig, zoch in macedoniam, die
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ränntt, zynns vnd tributt zu vodern von Phylippo, deinem vnderthann, der
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sein vatter ist, daselbst hab ich in wolgesechenn vnd vast auf in gemercktt,
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wann was er thett, das thett er vor allen seinen rittern, es wär ringen, springen
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oder den pfall werffen; nyemandt mochtt im geleichen. Darumb, großmachttiger
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kunig, so ist noͮtt, daz du dein sach weyßleichen anuachest.



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