TITUS
Alexanderroman (Johann Hartlieb)
Part No. 63
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Chapter: 75  
Paragraph: 63  
Intrige gegen den Arzt Phylippus

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Wie ain fürst den arczt verlog, dar vmb tet in tötten Alexander. LXIII


Line: 1669     Nun was zu der selben czeitt ain fuerst, genantt Permenia, der was dem arczatt
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vast veindt, darumb daz im der kunig holdt was. Der schraib Alexandero ain
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brief also lawttendt: 'O kunig Alexander, huett dich vor dem arczatt Phylippen
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vnd trinck in kain weys sein erczney. Daz ratt ich dier, wann ich sag dier, daz
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im der kunig Darius gelobtt hatt sein schwester zu der ee zugeben vnd in
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machen ainen erben zu allen kunigkreichen, so er hatt, daz er dich ertott.' Vmb
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soleich gross verratterey west der getrew nichtt. Als er nun sein erczney
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wol beraitt hett, er kam mitt der erczney fuer denn kunig Alexanderum. Nun
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was die zedel des verratters erst komen, ee der kunig getruncken hett. Der
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weys Alexander las den brief, ee er die erczney tranck. Er liess sich die episteln
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des fuersten nichtt betruebenn, wann er hett gar gross getrawen zu dem arczett
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Phylippo. Alexander nam den brief in ain hanndt vnd nam in die andern
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hanndt die erczney, daz tranck von Phylippo dem arczett vnd plickt im vnder
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sein augen. Da sprach Phylippus der arczett: 'Allmächttigister kchayßer, du
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soltt daz tranck nichtt furchtten, du soltt es froleich trincken'. Alexander sach
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wol, daz sich die gestaltt Phylippi, seines arczett, nichtt verkerett noch verwandeltt.
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Darumb sach er woͮl daz hercz Phylippi, seines arczett, guett vnd gerechtt
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gegen im was. Wann er hett wol gelesen in der haimleichen weyßhaitt Aristotiles,
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seines maisters, in dem puech, daz man nennet Phisonomia Aristotilis, wer
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ain poßhaitt, vntrew oder vbel thuott oder thuen wil, auch gethan hatt, daz sich
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des selben varb vnd anttlucz von stundt verkerett vnd daz der selb kain mensch
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mag froleichen angesechenn. Daz alles hett wol gemerckt kunig Alexander,
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darumb nam er die erczney aus der hanndt des getrewen arczett vnd tranck die
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alle auss. Darnach von stundt stuendt er auf vnd gieng gegen dem arczet vnd
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gab im den brief des verratters in sein hanndt. Da nun der arczett die epistel
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verlas, er sprach zu Alexandro: 'Mich betruebtt nichtt dißew geschrifft, wann
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ich pin alles vbels an dier vnschuldig'. Darnach in drein stunden wardt gesundt
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Alexander vnd sein hafftiges fieber hett in verlaßenn. Der kunig besantt Phylippen,
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seinen arczett, vnd vmbfieng in mitt den armen vnd sprach: 'Phylippe,
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wie lieb ich dich hab vnd wie groͮs getrawen ich hab zu dier, daz ich vber
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soleich geschrifft dein erczney genoßen vnd getruncken, wann ich hab
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dein getranck genozzen vnd getruncken vnd mich nicht kcheret an die epistel'.
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Phylippus sprach: 'Großmächttiger kunig, hayss komen den mann, der mich
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czeichtt, daz ich dier soleiches gethan woltt haben vnd der dier dißen brief
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gesanndt hatt'. Darnach paldt besandt Alexannder Permeniam den fuersten
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vnd hyess in pald fuer sich komen. Permenias der fuerst kam mitt grozzer
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seiner ritterschafft, der er hawbttman was vnd sprach: 'Großmachttiger kunig,
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was gepewtt dein mayestatt'. Alexander sprach: 'Ich wil ganczleich wißen, wer
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dier gesagtt hatt, daz mier Phylippus woltt vergeben haben'. Da machtt der
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fuerst Permenias nichtt fuerpringenn kayn warhaitt vnd bekanntt, daz er es
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dem arczett zu layd gethann hett. Darumb thett Alexander den fuerstenn Permeniam
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gar schnodigcleich zu dem tode verurtaylen vnd thett im sein hawbtt
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abschlachen vnd sprach: 'Soleich vngetrew verratter sol nyemandt leyden,
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wann sy machen vngeaintt volck vnd gemayn willen vntrachtig'.



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