TITUS
Alexanderroman (Johann Hartlieb)
Part No. 83
Previous part

Chapter: 116  
Paragraph: 81  
Alexander schleicht sich bei Darius ein

Line: 2237  
Wie Darius gar gross volk sammet vnd wie Allexander gegen im zoch mit listen.
Line: 2238  
LXXXI


Line: 2239     Darnach thett sameln Darius der kunig alles sein volck, daz er gehaben mochtt
Line: 2240     
vonn allenn lannden vnd prachtt zu wegen mitt hylff Pory, des mochttigen
Line: 2241     
kuniges in india, daz er gar vil mer volckes hett, dann vor, da er geflochen was
Line: 2242     
vnd sein muetter, weib vnd tochtter, auch alle seine regalia verlos mittsambtt
Line: 2243     
der vnczalpärleichen diett, die im erschlagen wardt von Alexanders klainem
Line: 2244     
heer. Da daz nun erhortt Alexannder, daz der kunig Darius solleich vnczalleich
Line: 2245     
volck hett vnd so starck zu streytt geordent was mitt wagen vnd andern
Line: 2246     
czewgen, da thett er auch in ain sameln alles sein heere. Er schraib auch da
Line: 2247     
Schamandro, seinem haubttman, daz er im hilff sendett, so er mayst mochtt.
Line: 2248     
Da sameltt er auch ain gross heer, aber es was nichtt ain hanndt vol gegen
Line: 2249     
dem vnczalpären volck Dary. Alexander ruckett nacher zu Daryo. Da nun die
Line: 2250     
persenn in zu sechen begunden, da beraytt sich Alexander am ersten also sich
Line: 2251     
lazzen zu sechenn. Er liess zusamen treybenn ain gross, vnczalpärew hertt
Line: 2252     
kchwe vnd ochßen, auch alle andrew thyere, die mann dann dem volck zu
Line: 2253     
speyss vnd narung nachtrayb, wann sy hetten vieches, wie vil sy woltten, so
Line: 2254     
hetten sy auch soleiche wayde, daz daz vyech nichtt abgangk hett, wann daz
Line: 2255     
lanndt persya ist vbergoßen mitt aller genuegsamkaitt. Alexander thett pindten
Line: 2256     
yedem thyer an seinen schwancz ain reys mitt lawb vnd auf sein gehuerenn
Line: 2257     
machen ain stangen vnd trayb daz also. Da daz ersachen die perßen, sy vermayntten,
Line: 2258     
es wär also alles streyttpares volck, darumb wuerden die perßen seer
Line: 2259     
erschrocken. Wann als daz vngestuem vyech yecz her, yecz hynn lyeff vnd mitt
Line: 2260     
den schwanczen die reys an der erde kchertten, da wardt soleich tampf vnd
Line: 2261     
gestawbe, daz allee perßen maintten, Alexander hiett noch mer volckes, dann
Line: 2262     
sy hetten. Daz machtt die perßen vnd inden gar verczagtt, wann Darius, der
Line: 2263     
kunig in persya, hett geschrieben dem kunig Poro in india, daz Alexannder
Line: 2264     
nuer ettleich rawber vnd schacher zu im gesamelt hett vnd nuer ain kchlain
Line: 2265     
volck hett. Daz was aber da nichtt schein, wann daz wildt viech hett ain soleich
Line: 2266     
progenn, als wären es czechenmal hundertt tawßent man geweßen. Also legtt
Page: 167  Line: 2267     
sich Alexander nachendt zu dem wazzer stranga mitt seinem heer. Da gedachtt
Line: 2268     
aber Alexannder aines großen listes, wie er selber koͮmen mochtt zu kunig
Line: 2269     
Dario.


Line: 2270     
Alexander gepoͮtt seinem heer, daz es still lägee vnd sich wol bewartt. Daz
Line: 2271     
thetten sy als gehorsames volck. Er verkchlaydett sich in potten gewandt
Line: 2272     
vnd nam mitt im nuer ainen kchnett piss an daz wazzer stranga. Dasselb wazzer
Line: 2273     
hatt an im die artt, daz es alle nachtt so hertt gefrorett, daz daruber geladen
Line: 2274     
wagen vnd kärren gefaren mugen. Wann die natur des selben wazzers ist also,
Line: 2275     
daz es von lawtterm schnee, der ligtt in der hoch des gepirges, czerschmilczett
Line: 2276     
von gar großer hicz der sunnen, die dann auf dasselb gepirge so emßigcleich
Line: 2277     
scheynnett. Wann dann daz wazzer so lang flewßett in der erde, die dann von
Line: 2278     
natur kaltt ist vnd dannee die sunne ir behendt hycze von dem wazzer auch
Line: 2279     
kcherett, so kchumbtt daz wazzer leichtt in sein erste natur vnd wiertt kaltt. So
Line: 2280     
dann die yerdischen tampf, die von naturee dick vnd czäch sindt, darynne
Line: 2281     
vermischtt werden, so wierdt daz wazzer gar hertt vnd gefrowst vnmaßen vast
Line: 2282     
vnd starck, als dann die mayster der puech methoris wol wißenn. An dem
Line: 2283     
selben thett vnd schuef peyttenn Alexander seinen kchnechtt. Alexander, der
Line: 2284     
mochttig kchayßer, hett von allen seinen eren vnd guettern nichtt mer pey im,
Line: 2285     
dann ain pfärdt. Damitt raytt er zu dem geczeltt Dary. Da was Darius auss
Line: 2286     
seinem geczeltt in daz heer gerytten durch notduerfft des heeres vnd auch
Line: 2287     
darumb, daz er beschawett die vnczalparen großen machtt seines volckes. Da
Line: 2288     
er wyder haym zu seinem palast keret, da begegentt im Alexander vnd sprach
Line: 2289     
zu dem machttigen kunig Dario: 'O kunig Dary, ich pin ain pott vonn kunig
Line: 2290     
Alexandro, der selb hatt dier gepotten, daz du nichtt so eylest zu dem streytt
Line: 2291     
vnd daz du gerawm tag seczest, wann Alexannder spricht: West du, daz er dier
Line: 2292     
in streytt so vil laydes thuen wuerdt, du eylest nichtt so paldt zu dem streytt,
Line: 2293     
wann daz getrawen, daz du hast in dich selber, daz wierdt dich verlaytten.
Line: 2294     
Darumb so sag mier, was czeitt zwischen den tagen sein sulle, ee man den
Line: 2295     
streytt anheb'. Da sprach Darius gar frayßamleich: 'Wie redest du so vngestuemigcleich
Line: 2296     
mitt mier; du magst villeichtt selber Alexander sein, daz du vns so
Line: 2297     
getuerstigcleich den streytt fuer wierfest'. Da sprach der poͮtt, der doch selber
Line: 2298     
was Alexander: 'Ich pin nicht Alexander, ich pin aber sein getrewer scheinpott'.
Line: 2299     
Darnach begraiff kunig Darius die hanndt Alexanndri vnnd woltt
Line: 2300     
wänen, er wär ain pott vnd fuertt in mitt im in seinen kunigcleichen sal. Die
Page: 168  Line: 2301     
czeitt was komen zu ezzen. Der kunig sazz zu tisch vnd die grozzen, machttigen
Line: 2302     
fuerstenn mitt im, yeder an die statt, da er hin gehorett. Alexander in der
Line: 2303     
gestaltt aines potten wardt gesecztt gegenn dem kunig Dario vber, daz er wol
Line: 2304     
mochtt gesechen allew kostleichkaitt des sals vnd der ezzennden. Daz was
Line: 2305     
soleich gross, vnsägleich reychaitt, die vor Alexander nyee gesechen hett.
Line: 2306     
Kunig Darius sanntt dem potten, den er nichtt bekanntt, manig kostpar vas
Line: 2307     
mitt getranck vnnd mitt essenn.




Next part



This text is part of the TITUS edition of Alexanderroman (Johann Hartlieb).

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 6.5.2019. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.