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Alexanderroman (Wernigeroder Handschrift)
Part No. 122
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Chapter: 285  
Alexanders Ermordung


Verse: 5997    Ayn fürst waz in Macedo,
Verse: 5998    
Antipater hiez er do.

Verse: 5999    
Der trüg Allexandro häzz,
Verse: 6000    
Ich waiz nit war umb ez waz.

Verse: 6001    
Er het lang her gedaht
Verse: 6002    
Wie Allexander gebraht

Verse: 6003    
Von im von dem leben würd.
Verse: 6004    
Ez waz im ain swerew pürd,

Verse: 6005    
Ob er zu Kriechen köm,
Verse: 6006    
Vil leiht er im daz leben nem.

Verse: 6007    
Dar umb gieng er zu hant
Verse: 6008    
Da er ain arczat vand,

Verse: 6009    
Und pat den daz er im ain trank
Verse: 6010    
Macht von dem nymmant lank

Verse: 6011    
Moht daz leben hann.
Verse: 6012    
Daz ward zu hant getan.

Verse: 6013    
Er nam in ainer gehaim
Verse: 6014    
Cassandrum mit im haim,

Verse: 6015    
Der sein sün do waz.
Verse: 6016    
Er sprach zu im: 'ich sag dir daz:

Verse: 6017    
Ist daz Allexander
Verse: 6018    
Kompt in dicz land her,

Verse: 6019    
Er tut uns verderben,
Verse: 6020    
An land und leut enterben.

Verse: 6021    
ist peßer vil daz der
Verse: 6022    
Yn die grüb vall die er

Verse: 6023    
Uns allen gemachet hat.
Verse: 6024    
Dar umb so volg meinem rat,

Verse: 6025    
Für dicz trank in Babilon,
Verse: 6026    
Bring ez meinem prüder Joban,'

Verse: 6027    
Der Allexanders schenk waz
Verse: 6028    
Und trüg im haz umb daz

Verse: 6029    
Er in aines mals slüg
Verse: 6030    
Umb süst, daz er im nit vertrüg.

Verse: 6031    
Er tet als in der vater hiez.
Verse: 6032    
Von dannen schied der fyezz

Verse: 6033    
Und kom da hin gen Babilon.
Verse: 6034    
Do het der edel künig frön

Verse: 6035    
Gepoten und haißen rüffen
Verse: 6036    
In allem land und güffen

Verse: 6037    
Allen fürsten und herren,
Verse: 6038    
Ritter, knehten, wer mëren

Verse: 6039    
Wolt dem künig sein lob,
Verse: 6040    
Daz er köm öne töb

Verse: 6041    
Auf ainen tag gen Babilon.
Verse: 6042    
Daz geschach da vil schön.

Verse: 6043    
Der künig der saz auf seinen trön:
Verse: 6044    
Von stain und gold ain edel krön

Verse: 6045    
Saczt er auf das haubt sein.
Verse: 6046    
Er sprach: 'man sol die künigein

Verse: 6047    
Auch komen haißen her,
Verse: 6048    
Daz ist mein müt und mein ger.

Verse: 6049    
Als er gebot, daz geschach.
Verse: 6050    
Rosane die künigin man sach

Verse: 6051    
Mit vil fürsten und herren
Verse: 6052    
Zu dem künig këren,

Verse: 6053    
Auf yrem haubt ain kron vein
Verse: 6054    
Von smaragd und rübein,

Verse: 6055    
Dar under sie waz clüg,
Verse: 6056    
Künigleich gewant sie an trüg,

Verse: 6057    
Dor auß schain ir värbe röt
Verse: 6058    
Als ain rös ünd fiöl tüt.

Verse: 6059    
Ir schon waz uber all möß,
Verse: 6060    
Do von ich hie abe löz

Verse: 6061    
Ze sagen, wan ez wer ze vil,
Verse: 6062    
Wolt ich ir schon auf ain zil

Verse: 6063    
Mit worten gar dürch gründen.
Verse: 6064    
Der künig hiez sie ze stünden

Verse: 6065    
Siczen zu der wirtschaft nider.
Verse: 6066    
Fürsten, herren, die auch sieder

Verse: 6067    
Dürch den künig warn dar
Verse: 6068    
Komen, die saßend gar.

Verse: 6069    
Da waz frëud ain uber last,
Verse: 6070    
Nymwant da nichcz gebrast.

Verse: 6071    
Der künig waz auch mit in frö.
Verse: 6072    
Da geriet dem pöswiht do,

Verse: 6073    
Jobas, der dez künigs schenk
Verse: 6074    
Waz, daz er dor noch sein denk

Verse: 6075    
Wannt als ain poser man
Verse: 6076    
Wie er ez solt heben an

Verse: 6077    
Daz er dem künig meht geben
Verse: 6078    
Ain trank da mit er daz leben

Verse: 6079    
Enden müst gar snelliclich.
Verse: 6080    
Ze trincken pat er sicherlich:

Verse: 6081    
Daz ward pald da getan.
Verse: 6082    
Jobas sach man her gan

Verse: 6083    
Mit ainem köpf guldein,
Verse: 6084    
Dar ynn er guten wein

Verse: 6085    
Trüg, und het under dem nagel sein
Verse: 6086    
Verpörgen gar die venein:

Verse: 6087    
Die mischet er ze hant
Verse: 6088    
Und pot dem herren mit der hant

Verse: 6089    
Ze trincken, als Judas tet
Verse: 6090    
Da er Cristüm veriet.

Verse: 6091    
Der schalk hub sich von dann.
Verse: 6092    
Der künig trawren began,

Verse: 6093    
Wann er an im wol enpfand
Verse: 6094    
Daz sein natür verwand

Verse: 6095    
Waz, und sprach also:
Verse: 6096    
'Ich kan nymmer werden frö:

Verse: 6097    
Mir hat gift erstochen
Verse: 6098    
Daz hercz. waz hat gerochen

Verse: 6099    
Diser poser man?
Verse: 6100    
Zwar ez hat getan

Verse: 6101    
Antipater mein knëht.
Verse: 6102    
Ez ist sicherlichen reht

Verse: 6103    
Daz man lang gesprochen hat:
Verse: 6104    
Wer sich selber ze vast lat

Verse: 6105    
An seinen kneht und sein man,
Verse: 6106    
Dem mag wol miße gan

Verse: 6107    
An leib und an güt.
Verse: 6108    
Sie habent alle nit rehten müt,

Verse: 6109    
Daz anch wol erschain
Verse: 6110    
An Dario dem künig rain,

Verse: 6111    
Der von den seinen erslagen
Verse: 6112    
Ward. ich müß clägen

Verse: 6113    
Daz ich also sterben
Verse: 6114    
Müß und auch verderben.'

Verse: 6115    
Von dem tysch er gieng:
Verse: 6116    
Under die arme in enpfing

Verse: 6117    
Die fürsten und die herren.
Verse: 6118    
Yr lait daz müst sich merren

Verse: 6119    
Umb Allexander den künig reich.
Verse: 6120    
Sie trugent in clegleich

Verse: 6121    
Mit jamer an sein pet.
Verse: 6122    
Ir freud ward da wëtt,

Verse: 6123    
Wann er begund swachen.
Verse: 6124    
Daz sach man an den sachen:

Verse: 6125    
Sein leib ward grün als ain gräzz,
Verse: 6126    
Daz im ain zaichen waz

Verse: 6127    
Dez todez und der kranckheit.
Verse: 6128    
Der künig sprach auz großem laid:

Verse: 6129    
'Hayß mir ain veder bringen!
Verse: 6130    
Ich hon noch gedingen,

Verse: 6131    
Möht ich vinden ainen fünd
Verse: 6132    
Daz die gifft auz meinem münd

Verse: 6133    
Möht komen, daz wer mir güt.
Verse: 6134    
Köm von mir der unflot,

Verse: 6135    
So möht ich genesen wol.'
Verse: 6136    
Ainer sprach: 'daz sol

Verse: 6137    
Sein.' Cassander er hiez.
Verse: 6138    
In die gifft er do stiez

Verse: 6139    
Die veder und pot im sie dar.
Verse: 6140    
O we, wie torst er ye so gar

Verse: 6141    
Getün ain mort so grözz !
Verse: 6142    
Da er in die keln schözz

Verse: 6143    
Die veder, da mit ward er
Verse: 6144    
Vergiftet dannoch mer

Verse: 6145    
Dan er vor da waz.
Verse: 6146    
Die künigin köm hörnd daz,

Verse: 6147    
Sie wainet und clagt ser.
Verse: 6148    
Da sprach Allexander:

Verse: 6149    
'Mit tut so we die gifft
Verse: 6150    
Daz ich mag haben kain gestifft.

Verse: 6151    
Ez wer peßer vil daz ich
Verse: 6152    
In dem wazzer ertrancket mich,

Verse: 6153    
E ich so lang den smerczen
Verse: 6154    
Lied an meinem herczen.'

Verse: 6155    
'Nain,' sprach daz selig weib,
Verse: 6156    
'Er die fruht die mein leib

Verse: 6157    
Tret, und tu nit also !
Verse: 6158    
Wie moht ich ymmer werden frö,

Verse: 6159    
Daz ich dich also verlür!
Verse: 6160    
Dar umb solhen sin verkür !

Verse: 6161    
Dünkt dich, her, daz dein leben
Verse: 6162    
Müß so kürczlich end geben,

Verse: 6163    
Bedenk wie du laßest mich.
Verse: 6164    
Her, dez pit ich ymmer dich.'

Verse: 6165    
Allexander der weygant
Verse: 6166    
Hiezz daz man dar besant

Verse: 6167    
Die fürsten all geleich,
Verse: 6168    
Die warn in dem reych,

Verse: 6169    
Und ainen schreyber,
Verse: 6170    
Symo so hiez er.

Verse: 6171    
Er sprach: 'O lieben freünd mein,
Verse: 6172    
Als ir mit mir oft in pein

Verse: 6173    
Und nöten sind gewesen,
Verse: 6174    
Ich het euch auß erlesen

Verse: 6175    
Von allen die ich ye gesach.
Verse: 6176    
Yr habend mit mir laid und gemach

Verse: 6177    
Oft und dik erlieden vil:
Verse: 6178    
Dez mag ich an disem zil

Verse: 6179    
Euch laider nit gedancken.
Verse: 6180    
Doch wil ich on wancken

Verse: 6181    
Euch enpfelchen leut und land
Verse: 6182    
Nach dem als ez mein hand

Verse: 6183    
Hat erfohten herticlich.
Verse: 6184    
Da mit wil beschaiden ich

Verse: 6185    
Euch dez pesten so ich kan.
Verse: 6186    
Schreiber, heb an

Verse: 6187    
Und schreyb zu dem ersten vil gewiß,
Verse: 6188    
Mein maister Aristotilis,

Verse: 6189    
Daz er den schacz den ich
Verse: 6190    
Ym enpfalch, so trewlich

Verse: 6191    
Tayl in Egipten land
Verse: 6192    
Den priestern die da hand

Verse: 6193    
In dem tempeln daz ampt
Verse: 6194    
Daz sie dient alle sampt

Verse: 6195    
Got, daz sie auch denckent mein
Verse: 6196    
So ich hie nit sul sein.

Verse: 6197    
Dar zu enpfilch ich trewlich
Verse: 6198    
Euch fursten allen gleich,

Verse: 6199    
Wann Rösane die künigein
Verse: 6200    
Gepern werd ain kindlein,

Verse: 6201    
Ist daz ez sey ain knab,
Verse: 6202    
So land von im nit ab,

Verse: 6203    
Helft im daz er besicz
Verse: 6204    
Sein erb, piz daz er wicz

Verse: 6205    
Von im selber müg gehaben:
Verse: 6206    
Und lat euch den knaben

Verse: 6207    
Enpfolhen sein, als ich
Verse: 6208    
Euch dez getraw sicherlich.

Verse: 6209    
Wirt ez aber ain magt,
Verse: 6210    
Ich pit daz ir bejagt

Verse: 6211    
Daz sie zu Kriechen künigein
Verse: 6212    
Werd: daz ist der wil mein.

Verse: 6213    
Ich sag euch, merckent daz,
Verse: 6214    
Der edel Ysyas

Verse: 6215    
Sol sie zu weib nemmen
Verse: 6216    
So die zeit geczemme.'

Verse: 6217    
Er schüf mer alsüs:
Verse: 6218    
'Ez sol Pertholomeus

Verse: 6219    
Zu Egypten tragen krön:
Verse: 6220    
Daz hat er verdinet schon

Verse: 6221    
Mit seiner ritterlichen hant.
Verse: 6222    
Dar zu India daz lant

Verse: 6223    
Sol im diennen gewalticlich.
Verse: 6224    
Auch ist mein wil und zil ich

Verse: 6225    
Daz Cleophas hab Persya
Verse: 6226    
Daz land, wann er iesa

Verse: 6227    
Daz wol verdinet hat
Verse: 6228    
Mit seiner ritterlichen tat.'

Verse: 6229    
Also tailt er die land
Verse: 6230    
Zwelf fürsten mit seiner hant,

Verse: 6231    
Die im alczeit warn bey
Verse: 6232    
In stwͤrm, in streit: wa daz sey,

Verse: 6233    
Sie heten in nÿ gelann:
Verse: 6234    
Dez müsten sie von im han

Verse: 6235    
----------------------
Verse: 6236    
Waz sol mer sprechen ich?

Verse: 6237    
Die kraft wolt im engann:
Verse: 6238    
Er sprach: 'ich müß euch lann:

Verse: 6239    
Der tod wil schaiden mich
Verse: 6240    
Von euch. ach, wem laz ich

Verse: 6241    
Rösane mein liebes weib?
Verse: 6242    
Ich wil bedencken deinen leib

Verse: 6243    
Mit ainem getrewen man,
Verse: 6244    
Der ist gehaißen Perdican.'

Verse: 6245    
Er hiez in pald komen dar
Verse: 6246    
Und sprach zu im: 'du nym war,

Verse: 6247    
Ich wil dir geben Rosanne, --
Verse: 6248    
Ich kan dir nit geben , --

Verse: 6249    
Dar zu daz künigreich Macedon,
Verse: 6250    
Bayde mit zepter und mit krön

Verse: 6251    
Solt du ez hon von mir.' --
Verse: 6252    
'Her mein, dez dank ich dir.

Verse: 6253    
Ich halt sicher land und weib
Verse: 6254    
Lieb als mein selbes leib.'




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