TITUS
Hans Mair, Das Buch von Troja
Part No. 19
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Book: 17  
Daz XVII buch sagt von dem fünften streit



Sentence: 1     DA nu der morgen dez andern tags uf gieng, und der sunnen schein kom uf daz ertreich, do zugend baid tail durch fehten uf daz gemain Line: 25  feld.
Sentence: 2     
da ward dez tags von baiden tailen ritterlich biz an die naht gefohten.
Sentence: 3     
da ward der kriechen vil erslagen, doch mer der von Uoy, wann ez den von kriechen uf den tag baz gieng in dem streit, und do diu naht kom, da ward nit mer gestriten.

Sentence: 4     
AN dem andern tag da santend die von kriechen zu dem küng Priamus Line: 30  Diomedem und Ulixem, daz er in drey monat frid gäb.
Sentence: 5     
do die boten Page: 126   Line: 1  in die stat komend, do geget in ain reicher mähtiger ritter von der stat, der hiez Dolon, und fürt si zu dem küng.
Sentence: 6     
do si für in komend, do sagtend si im ir botschafft.
Sentence: 7     
nu sass der küng mit den seinen ob tisch, und anttwurt den botten mit zühtigen worten, daz er Wolt Line: 5  dar\umb rat haben.
Sentence: 8     
do besant er seinen rat.
Sentence: 9     
den gefiel allen wol, daz man frid gäb, on allain Hector, dem waz ez wider, und sprauch, daz ez die kriechen tetend in ainem uff satz, daz si sprachend, si woltend ir toten begraben, die in tot wärnd in dem streit.
Sentence: 10     
daz wär nit, und tetend ez darumb, wann si grozzen mangel hätend an kost, die wellent Line: 10  si in der zeit zu in bringen.
Sentence: 11     
so verzer wir unser kost, der wir nottürftig wärnd ze behalten unser stat, wann wir ain grozz folk habend.
Sentence: 12     
aber do ez in allen gefiel, do wolt si Hector all nit wider sprechen.
Sentence: 13     
ain ieglicher weiser man, den man bitt zu ainem rat, ist daz im ain sach gevellt, und daz die andern all ainer andern sach Line: 15  über ain sind, so sol er die selben all nit bringen nach seinem sinn.
Sentence: 14     
er sol sprächen, daz ez im gevall, und lauzz ez also beleiben, wann ez beschicht offt, daz ettwann ainer, der nit witzig ist, bringt nach seiner urtail die;di weiser sind dann er.
Sentence: 15     
doch ist ez öffter beschächen, daz der mer tail minnern folget.
Sentence: 16     
darumb wolt der bescheiden Line: 20  Hector den andern rat nit hinder sich treiben, wie daz wär, daz im ain anders bazz gefiel.
Sentence: 17     
also ward den kriechen der frid dreier monad bestätigt.
Sentence: 18     
daz waz allen kriechen und auch den von Troy, die streitbar warnd, ze mal lieb, daz si ain weil mohtend ru gehaben.

Sentence: 19     
DO der frid also waz, do ward der küng Thoas ledig wider An\thenor. Line: 25 
Sentence: 20     
da bat Calcas der priester und verretter der von Troy, der sich von in gesähaiden hät, die kriechen, daz si den küng Priamus batend umb sein tohter Prisaida, diu in der stat waz, daz im diu her uss geben wurd.
Sentence: 21     
diu waz über all mauss schön und zühtiger gebärd und folkomen mit allen tugenden.
Sentence: 22     
daz tatend die küfig von kriechen, und Line: 30  schiktend darumb ir erber botschafft zu dem küng Priamus.
Sentence: 23     
nu Page:   1127 hätend die von Troy grozz feintschafft wider Calcas und sprahend, daz er wär der böst verreter, der lebt, darumb er wirdig wär ains lasterlichen tods.
Sentence: 24     
doch wolt küng Priamus den kriechen nit versagen, und schikt si uss der stat irem vater.
Sentence: 25     
Line: 5  IN dem und der frid waz, do rait Hector uss der stat zu den feinden, die enpfiengend in tugentlich nach dem sitten der edeln, und sonderlich Achilles, der fürt in in sein herberg, und sach in ze mal gern, wann er in vormals on harnasch nie hät gesächen.
Sentence: 26     
also erbaizzt Hector mit den seinen zu Achillem.
Sentence: 27     
da si vil mit anander von manger\lay Line: 10  gerett hettend, do sprach Achilles zu Hector also:
Sentence: 28     
Hector, Hector, mir ist lieb, daz ich dich ungewapet haun gesächen, doch wär mir vil lieber, daz du kürtzlich von meinen händen soltist sterben.
Sentence: 29     
ich haun in dem streit wol enpfunden, daz du über all mauss fraldig und stark bist, dez bin ich wol gewar worden von den slegen deins Line: 15  swertz, davon ich meine plutz vil haun vergozzen, und dez mein in mangen sorgen ist.
Sentence: 30     
auch ist mir daz daz gröst laid, daz du mir meinen liebsten fründ Patrodurn hast erslagen, den ich nit minner lieb hät dann mich selber, dez ich von dir beraubt bin.
Sentence: 31     
du solt auch wizzen für war, ee daz ain jar hin komt, daz der tod Patrodi muss an dir ge\rochen Line: 20  werden, wann ich hoff, du solist grulich von meinen henden sterben, aller maist darumb, daz ich wol waizz, daz du gesetzlich stellst nach meinem sterben.

Sentence: 32     
HEctor sprach zu im disiu wort:
Sentence: 33     
ist, daz ich sterb nach deinem tod, daz nimt dich unbillich wunder, wann ich glaub, daz du wol wizzist, Line: 25  daz ez von (natürlicher) gerehtikait nit gesein mag, daz ich den lieb haben sull, der mir tötlich feind ist, und der in mein land torst alz fräfelich mir und den meinen ze schaden komen.
Sentence: 34     
ez mag von krieg nimmer kain rehtiu lieb komen.
Sentence: 35     
ez hät diu libiu iren ursprung, wa sich der menschen sinn süzzeclich ze samen vindend, aber von dem Line: 30  hass so komt feindschaft, dez muter ist der krieg.
Sentence: 36     
du solt auch Page: 128   Line: 1  sicherlich wizzen, daz mich dein wort nit ersrekend, und ist, daz wir baid zwai jat sullend leben, so hoff ich, daz dich mein swert mit der kraft meiner ritterlichen manhait sull also übertreffen, daz nit du allain, mer all die grösten von kriechen, die täglich krieg wider Line: 5  mich treibend, sullend von meinen händen ritterlich nider ligen, wann ez hät die kriechen grozziu torhait umbgeben, da si in ainen solhen krieg haund angefangen, da si anders nit von habend dann den tod.
Sentence: 37     
ich bin auch dez sicher, daz du ee von mir erslagen wirst, ee daz mir angesig dein swert, und sei, daz du mainst, daz du alz mänlich sei\est Line: 10  über mich, so haizz, daz all küng und fürsten der kriechen mit gutem willen daz gelobend, und ez getreulich laistend, daz wir zwen allain fehtend mit anander.
Sentence: 38     
ist dann, daz du mir angesigst, so wil ich und all mein fründ gaun von diser stat und disem land, und ez geben den kriechen gesetzlich in ir gewalt, dez wil ich dich sicher Line: 15  machen mit guten geyseln, und mit gesworen aiden der götter.
Sentence: 39     
und ist, daz du daz tust, daz ist dir allain nit gut, mer den andern allen, die von dem streit lauzzend, und fürbaz sind mit gutem gmach.
Sentence: 40     
ist aber, daz ich dir oblig, so tu nit anders, dann daz die kriechen mit irem folk ziehend uss disem land, und uns unbekriegt lauzzend.
Sentence: 41     
Achil\les Line: 20  ward von den worten Hectoris vast erzürnet, und ward switzen vor zorn, und nam den streit mänlich uf, und gieng zu Hector, zu bestäten den streit, erzaigt er sich frölich.
Sentence: 42     
dez ward Hector froer wann man mag gesprächen, und nam den streit uf mit willigem mut.

Sentence: 43     
DO daz vernam der küng Agamenon, da gieng er mit vil küngen zu Line: 25  Achilles gezelt, und hiez ze stund dar komen all fürsten und herrn, und si versprauchend all mit gemainem rat, und woltend den streit nit stat halten, zu dem sich Achilles on rat hät geboten.
Sentence: 44     
ez gefiel in auch nit, daz si sich also liezzend an ain gelük, daz alz vil küng, fürsten und herrn und auch anders folk tod und leben solt Line: 30  staun an ainem ritter.
Sentence: 45     
also versprauchend ez auch die von Troy Page: 129   Line: 1  von irem tail, daz ez in nit gefiel, on allain der küng Priamus hät ez gern gesächen, wann er die sterk und die manhait Hectors wol erkant, und duht in ze mal ring sein, daz si ainen grozzen sig wol mohtend nemen von ainem ritter.
Sentence: 46     
aber da ez in allen nit gefiel, do Line: 5  wolt er ez auch allain nit wider sprehen, und wolt den andern folgen.
Sentence: 47     
davon ward ir zwaier streit geschaiden.
Sentence: 48     
da nam Hector von den kriechen urlaub, und rait frölich mit den seinen in die stat.

Sentence: 49     
TRoylus, da er innan ward, daz von seins vaters willen Prixaida solt komen zu den kriechen, die er von jugend uf mit brinnender minn hät Line: 10  lieb gehabt, da ward er von der minnen alz gar enzünt, daz im davon kom grozz laid, damit er sich aller mit zehern begoss, und clagt ez mit mangen grozzen süffzen.
Sentence: 50     
in moht auch niemand in disen sachen getrösten.
Sentence: 51     
Prixaida, diu Troylum nit mit minner lieb auch minnt, die clagt auch mit haizzem wainen ir laid.
Sentence: 52     
si ward auch alliu nass von Line: 15  den emssigen tropfen, die siu goss uss iren liehten augen, daz alliu iriu claider warnd mit dem wasser begossen, daz man mit den henden daz wasser wol hät daruss gewunden.
Sentence: 53     
siu zärt ir selb auch vor laid ir goltfar haur uss dem haupt, und zärt auch ir liehtiu wenlach mit iren negeln, daz daz rot plut darnach ran.
Sentence: 54     
und wann man ir sagt, daz Line: 20  siu sich schaiden solt von irem lieben Troylo, so fiel siu hin on all maht, und sprach offt, daz siu lieber tot wär, dann daz siu in dem iamer also solt leben.
Sentence: 55     
alz nu diu finstriu kom der naht, da gieng Troylus zu ir und trost siu, daz siu sich dez wainens solt maussen, und do er also mit ir rett, da ward siu im ammähtig under seinen ar\men, Line: 25  und fiel offt hin, alz siu halbiu tot wär.
Sentence: 56     
da braht er si dez nahtes offt wider zu irer kraft mit mangem süssen kuss, und da diu rotiu kom dez tags, da schied er in grozzem iamer und laid von ir, und gieng wider in seinen palast ser betrübt vor laid.

Sentence: 57     
O Du edler jüngling Troyle, wie haustu dich so ser lauzzen betriegen, Line: 30  daz du also gelaubtist dem wainen und den süssen (worten), diu Page: 130   Line: 1  dir gab Prixaida.
Sentence: 58     
sicher ez ist ain aigenschafft aller weib von natur, daz si kainen stäten mut habend, sunder in der minn, wann ist, daz ain aug wainet, so lachet daz ander.
Sentence: 59     
so haund si auch mit irer unstät mangen man betrogen, und so si ainem mann ye mer erzaigend, Line: 5  ze stund, so ain ander sein lieb an si wirfft, so lat si ze stund von dem, den si vor lieb hät gehabt, und sucht ir ainen andern.
Sentence: 60     
darumb ist daz ain törot jüngling, und noch mer ain man, der zu dem alter komen ist, der da gelauben hät an der weib süss red, und an ir falstlich erzaigen, die si tund mit iren falschen augen.
Sentence: 61     
Line: 10  PRixaida diu ward von dem haizzen dez küngs Priamus mit 1 grozzer gezierd geschikt uss der stat.
Sentence: 62     
da rait mit ir Troylus und vil der von Troy und belastend si ainen guten weg von der stat.
Sentence: 63     
do komend die kriechen und namend si.
Sentence: 64     
da schied von ir Troylus und die seinen.
Sentence: 65     
da fürtend si die kriechen mit ainem grozzen folk zu den iren.
Sentence: 66     
Line: 15  bey den waz der küng Diomedes, und do er die junkfrawen sach, do ward er von der minn flammen enzünt, und begert irer lieb mit girigem mut, und do er also mit ir rait, do moht er sein begird nit mer verdeken, und begund ir mit süssen worten zu sprehen, und mit grozzer gaub zu im loken.
Sentence: 67     
aber zu dem ersten wolt si im seins willens Line: 20  nit hengen, alz auch der weib sitt ist.
Sentence: 68     
doch nach vil worten, die Diomedes mit ir rett, da wolt si in von irem trost nit lauzzen schaiden, und sprach früntlich zu im:
Sentence: 69     
ich wil dein lieb zu disen zeiten nit versmächen, so wil ich dir auch nit verhaizzen, so ist mein sin also, daz ich dir zu diser zeit nit anders anttwurt.
Sentence: 70     
der Line: 25  wort ward Dyomedes hart fro, wann er an den worten wol verstund, daz er wol moht haben ainen guten gedingen, und gesellet er si biz an ir herberg, und hub si da von dem ross, und nam ir haimlich von der hand ainen hantschuch, daz dez niemand ward gewar, dann siu allain.
Sentence: 71     
daz liez siu gut sein und tet, alz ob si sein nit hät gewar genomen.
Sentence: 72     
do Line: 30  loff ir Calcas ir vater engegen, und fürt si frölich in sein Page: 131   Line: 1  gezelt.
Sentence: 73     
da waz Diomedes von Prixaida minn ser bekümert, wann diu minn und der geding im vast zwang daz gemüt.
Sentence: 74     
alz nu Prixaida allain waz beY irem vater, da sprach si zu im mit herten worten und mit grozzem wainen:
Sentence: 75     
lieber vater, waz hät dir betrogen deinen sin, und daz Line: 5  du doch alz gar ain weiser man bist, und bist so gar in grozzer er gehalten gewesen bey den von Troy, daz du werd reht alz ir herr, und daz si all sach rihtend nach deinem rat.
Sentence: 76     
du werd auch mähtig an allem gut, und bist nu ir verräter worden, und haust verläuget deins vater lands, daz du soltist haben beschirmet, und haust dir lieber er\welt Line: 10  ze leben in aremut und in dem ellend, und sunder daz du bist bey den tätlichen feinden deiner stat, die da her komen sind, zu erstörn dein stat, und zu ertöten all dein fründ.
Sentence: 77     
o wie wirstu so gar von allen lüten gescheut und gelestert, und daz du so in grozzer er und wird bist gehalten.
Sentence: 78     
ez wirt daz laster von dir nimmer vertilget, Line: 15  mit dem du bist alz grulich gescheut, und gelaubstu nit, ob du halt under den löten also lebst, so wirstu in der hell dein verräteschafft mit iamer müssen wainen.
Sentence: 79     
ez wär dir vil besser und uns allen den deinen, daz du ettwa werist in ainer wüstiu oder in ainem wald in ainer clusen, verr von den deinen, da du vertribist dein leben, dann Line: 20  daz du bist under den lüten mit also bösein swachen leben.
Sentence: 80     
oder gelaubstu, daz dich die kriechen für getriuen habend so du deiner stat und den deinen offenlich ungetriu bist, sicher dich hät betrogen diu falsch anttwurt Apollo dez gotz alz du sprihst, er hab dirs geboten.
Sentence: 81     
ez ist nit gewesen der got Apollo, ich main, ez sey ge\wesen Line: 25  der maister uss der hell, der dich hät gehaizzen.
Sentence: 82     
also tet Prixaida mit grozzen süffzen und wainen ain end irer red zu dem vater.

Sentence: 83     
DEr anttwurt Cälcas mit kurtzen werten:
Sentence: 84     
o liebiu tohter, gelaubstu, daz ez sicher oder gut sey, daz man versmäht daz gebot der götter, und Line: 30  sunderlich dem nit volgt, da mit man sich mag sicher behalten.
Sentence: 85     
Page: 132   Line: 1  ich waizz auch daz sicherlich nach dem gebot der götter, daz diser krieg nit lang mag geweren, und daz diu stat Troy in ainer kurtzen zeit wirt erstört, und daz all ir edel und ir folk iemerlich wirt erslagen.
Sentence: 86     
darumb liebiu tohter ist ez vil besser, daz wir hie siend, Line: 5  dann daz wir bey den von Troy würdend erslagen.

Sentence: 87     
Alz Prixaida kom, da gefiel ir schöniu angesiht den kriechen wol, und giengend zu ir all fürsten und herrn, und fragtend si vil von der stat Troy, und wie sich die bürger hieltend und auch ir küng.
Sentence: 88     
daz kund si in weislich veranttwurten.
Sentence: 89     
darumb namend si die küng und Line: 10  fürsten all für ir tohter, und tatend ir grozz zuht und er.
Sentence: 90     
da waz der tag dannoch nit komen uf die vesper, da hät Prixaida verkert iren sin und iren alten fürsatz, und gefiel ir ietzo bazz ze sein bey den kriechen, dann bey den von Troy.
Sentence: 91     
siu hät auch ietzo gentzlich der minn Troylus vergessen, und ward alz bald gewunnen ainen Line: 15  wankeln mut.
Sentence: 92     
darumb waz sol man sagen von der stätikait der weib, die da all ain aigenschaft haund, daz si all zeit wanklich sind, wann si in ainer clainen zeit wunderlich werdent verwandelt.
Sentence: 93     
ez mag noch kan kain maister ir unstätikait vollschreiben und iren, wankel mut, der si angeborn ist. Line: 20 



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This text is part of the TITUS edition of Hans Mair, Das Buch von Troja.

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